Von kleinen und nicht so großen Filmen

Ich liebe Filme. Episch. Lang. Fesselnd und mitreißend. Egal, ob Fiktion oder Dokumentation. Gerne auch mehrteilig. Wenn es nicht anders geht, auch als Serie. Doch wenn ich mich hierüber jetzt ebenso episch auslasse, sprengt das nicht nur den Rahmen, es ufert auch in das Thema „Weltenbauen“ aus, worüber ich in einem der nächsten Beiträge schreiben werde. (Ja, das Fieber ist wieder da! Das Raubtier brummt und ruft leise aus dem Arbeitszimmer… „Stöbern… Nachdenken… Schreiben… Schreiben… „)

Sagte ich gerade „Ich liebe Filme.“? Ja, aber… ich mag keine Filme, die mich in meinem Wissensdurst bremsen, die 5 Minuten brauchen, mir Schritt für Schritt etwas zu erklären, das ich als Text in 30 Sekunden erfasst hätte. Kurz und bündig muss es sein, ich habe nichts für langatmige YouTube-Tutorials übrig. Das heißt nicht, dass ich etwas gegen YouTube hätte. Es ist eine phantastische Plattform für Filme und Filmchen aller Art, ich suche mir des Öfteren Musikvideos heraus, zuletzt das unglaublich emotionale „One More Light“ von Linkin Park, als Andenken an Chester Bennington veröffentlicht.

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Linkin Park Juni 2017 (CC BY-ND 2.0 by ANSPressSocietyNews_Flickr)

Meine Tochter hingegen ist häufig auf YouTube unterwegs. Gronkh und HWSQ (Gronkh zusammen mit Tobinator, Herr Currywurst und Pandorya) sind fast tägliche Weggefährten, ihre Let’s Plays sind Kult. Drei Jahre lang konnte sich die Minecraft-Gemeinde schlapp lachen, wenn Gronkh durch eine Höhle schlich,

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immer auf der Suche nach „Kohle, Kohle, Kohle“ und dann plötzlich aufquiekte, weil ein Skelett, ein Zombie oder – oh Graus! – ein Creeper um die Ecke kam. Zu den über 1200 Folgen dieses Let’s Plays gibt es sogar ein ausführliches Wiki ! Gronkh, inzwischen erfolgreicher Unternehmer, Inhaber einer Rundfunklizenz, Synchronsprecher, Spieleentwickler und Publisher, ist nur eines der YouTube-Phänomene, die auf allen möglichen Gebieten auftauchen. Y-Titty war als Comedy-Trio ein solches, Coldmirror als Parodistin (Harry Potter!) und Netzkünstlerin ebenso, viele heute allseits bekannte Musiker und Sänger haben ihre ersten Schritte in die Öffentlichkeit mit eigenen Aufnahmen gemacht, die sie auf YouTube veröffentlichten.

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Alles schön und gut. Ein anderes Kapitel sind die bereits erwähnten Videoanleitungen, bei denen ich meistens denke: „Oooh, Mann, mach mal hinne! Ich hab nicht den ganzen tag Zeit… Weiter!“ Ich denke hier vor allem an Tutorials zu Programmen oder Diensten, wie sie unter anderem auch für Keeeb empfohlen worden waren. Langweilig, weil langwierig. Es gibt natürlich auch die Zeitrafferversionen der Essenszubereitung, des Bastelns und Heimwerkens, bei denen man denkt: „Oh, fein, tolle Idee! So einfach geht das!“, was sich aber meistens in der Realität als nicht gar so einfach entpuppt und auch gar nicht so schnell geht. Auch nicht besser.

Anleitungen für Flechtfrisuren haben wir allerdings zuhause schon mit Erfolg ausprobiert, die Haare meiner Tochter reichten lange Zeit bis zur Hüfte.

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Deshalb weise ich immer mal wieder die Schülerinnen in „meiner“ Schülerbücherei auf die YouTube-Videos hin, auch wenn es natürlich viel lustiger und geselliger ist, wenn sich die Mädels in der Leseecke zusammenrotten, um sich gegenseitig die schicken Frisuren aus unseren drei Ratgebern zum Thema Hairstyles zu flechten. Gerade neu angeschafft: „Flechtfrisuren für beste Freundinnen – Der Step-by-Step-Guide“ der dänischen YouTuberinnen (!) Laura & Marie, sehr schön anschaulich gemacht! Hier ergänzen sich digitale und analoge Welt aufs Beste.

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